Technische Untersuchungsmethoden

Das EEG ist eigentlich eine sehr alte Untersuchungsmethode. Sie wurde 1924 vom deutschen Wissenschaftler Hans Berger an der Universität Jena entwickelt. Sie hat aber immer noch, trotz der bildgebenden Verfahren (Kernspin- und Computertomographie), einen hohen Stellenwert in der Neurologie, zum einen in der Epileptologie, aber auch beim Nachweis von bestimmten Krankheitsprozessen im Gehirn. Sie ist eine Methode, die uns Informationen über den Funktionszustand des Gehirns zur Verfügung stellt, deshalb konkurriert sie nicht mit den herkömmlichen bildgebenden Verfahren, auch wenn dies gelegentlich postuliert wird. Beim EEG werden auf der Oberfläche des Schädels verteilt Elektroden angebracht. Diese können die winzigen Ströme im Gehirn unterhalb der Elektrode messen und als Kurven darstellen. Diese Kurven haben charakteristische Muster, die zwar von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, aber dennoch gewissen Normen entsprechen. Sind diese Kurven verändert, dann ist der Grund dafür im Funktionszustand des Gehirns zu finden. In Verbindung mit der Anamnese, dem Labor, kann der Arzt wertvolle Rückschlüsse auf eine mögliche Erkrankung ziehen.

Die Ableitung der sog. evozierten Potentiale ist eine Untersuchungsmethode, bei der ein wiederholter Reiz am Patienten gesetzt wird (Stromreizung an Extremitäten, Schallreiz am Ohr oder optischer Reiz am Auge). Gleichzeitig nehmen Ableite-Elektroden am Kopf die Verarbeitung der gesetzten Reize auf. Die dabei entstehenden winzigen Ströme der Gehirnstelle unterhalb der Elektrode werden durch wiederholte Durchläufe aufsummiert und als Kurve dargestellt. Das Ergebnis wird anhand von Normwerten beurteilt. Wir unterscheiden visuell evozierte Potentiale (VEP), somatosensibel evozierte Potentiale (SEP) und akustisch evozierte Potentiale (AEP). Sie dienen zur Beurteilung unterschiedlicher Systeme: Bei den VEPs wird der Sehnerv, die Sehbahn und der visuelle Cortex (Gehirnteil, der für das Sehen verantwortlich ist) beurteilt. Bei den SEPs beurteilt man den gesamten Gefühlsnerven an z.B. Armen und Beinen über das Rückenmark bis hoch zum Großhirn. Bei den AEPs wird das Hörsystem, der Hör- und Gleichgewichtsnerv sowie die Intaktheit des Hirnstammes getestet. Alle Methoden sind weitgehend schmerzlos und ungefährlich und erlauben Aussagen über die oben erwähnten drei Sinnessysteme. Die evozierten Potentiale liefern uns Hinweise auf Erkrankungen wie Nervenverletzungen, Tumore, Multiple Sklerose und andere mehr.

Die Dopplersonographie ist eine Untersuchungsmethode, die uns eine Aussage über den Zustand von Blutgefäßen erlaubt. Im Fachgebiet der Nervenheilkunde beschränken wir uns im wesentlichen darauf, die hirnzuführenden und einige im Gehirn befindlichen Arterien darzustellen. Es muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass wir nur in der Lage sind, größere Gefäße darzustellen, die kleinen und kleinsten Gefäße werden durch die Untersuchungsmethode nicht erfasst. Die Dopplersonographie beruht darauf, dass Ultraschall, der von einem Schallkopf ausgesandt wird, an den im Blut befindlichen Blutkörperchen reflektiert wird und wieder zum Schallkopf zurückkehrt. Je nachdem, wie schnell das Blut fließt, verändert sich die Tonhöhe des reflektierten Schalls. Ist ein Blutgefäß eingeengt, wie dies bei Arteriosklerose oft der Fall ist, so wird der reflektierte Schallton höher und schärfer. Die Darstellung der hirnzuführenden Arterien nennt man extrakranielle Dopplersonographie. Die Darstellung einiger wichtiger Gefäße im Schädel, die durch kleine natürliche Knochenlücken an der Schläfe und im Nacken erfolgt, nennt man transkranielle Dopplersonographie. Beide werden routinemäßig in unserer Praxis durchgeführt. Finden wir Veränderungen insbesondere im Bereich der hirnzuführenden Arterien, und hier sind vor allem die beiden vorderen Halsschlagadern (Carotiden) zu nennen, sollten weitere Maßnahmen erfolgen. Hierzu kann beispielsweise die Einleitung einer Blutverdünnung nötig sein; bei hochgradigen Einengungen der Gefäße, insbesondere, wenn kleine schlaganfallähnliche Episoden aufgetreten sind, durchaus aber auch eine Operation der Carotiden. Hierbei arbeiten wir eng mit anderen Fachärzten, insbesondere Internisten und Gefäßchirurgen zusammen.

Hierunter fällt die Messung der Nervenleitung in Gefühlsnerven und in motorischen Nerven. Die Gefühlsnerven leiten Empfindungen von allen Körperstellen zum Gehirn. Die motorischen Nerven wiederum leiten Bewegungsimpulse vom Gehirn zu den Muskeln und steuern deren Aktivität. Hierbei wird die Geschwindigkeit und die Stärke gemessen, mit der ein Nerv Impulse leitet. Die Leitungsstärke (= Amplitude des Nervensignals) sagt dabei etwas darüber aus, wie groß die Menge der leitenden Nervenfasern ist. Bei der Messung werden Oberflächenelektroden auf dem Zielmuskel oder Zielnerven angebracht und der zu messende Nerv in einiger Entfernung davon mit leichten Stromstößen gereizt. Aus der Zeit, die der Stromimpuls von der Reizstelle bis zum Ableite-Elektrode benötigt, errechnet sich dann eine Geschwindigkeit, die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG). Sie ist bei bestimmten Krankheiten verzögert. Am häufigsten ist die NLG bei Polyneuropathien verlangsamt und hier wiederum spielen vor allem die Zuckerkrankheit und übermäßiger Alkoholkonsum eine herausragende Rolle. Andere wichtige Erkrankungen bei der die NLG verzögert ist sind Nervenentzündungen (z.B. Borreliose) und Nervenengpass-Syndrome (druckbedingte Schäden meist an Armnerven). Am häufigsten tritt ein Engpass-Syndrom am sog. Mittelhandnerven (Medianusnerv) im Bereich des Handtunnels auf, man nennt die Erkrankung dann Carpaltunnelsyndrom (CTS). Es werden in unserer Praxis sowohl die motorischen (Bewegungsnerven) als auch die sensiblen Nerven (Gefühlsnerven) an Armen und Beinen gemessen. Des weiteren können wir die so genannte F-Wellen-Latenz an Armen und Beinen bestimmen. Sie misst die Zeit, die ein Stromimpuls bis zum Rückenmark und wieder zurück zum Muskel braucht und ist wichtig bei der Diagnostik von Bandscheibenvorfällen, Entzündungen der Nervenwurzeln (Polyradikulitis) und Beeinträchtigungen der Nervengeflechte (Plexus brachialis und lumbalis).

Elektromyographie (EMG) ist die einzige Untersuchungsmethode, bei der man für die Untersuchung mit einer dünnen Nadel in den Muskel sticht. Sie beruht auf der Tatsache, dass sich der von einem Nerv versorgte Muskel bei einem Nervenschaden charakteristisch verändert. Dies zeigt sich im EMG, bei dem die Muskelströme als Kurve und akustisch dargestellt werden. Mit Hilfe dieser Methode können auch bestimmte Nerven- von Muskelerkrankungen unterschieden werden. Es kann sich auch zeigen, ob ein Schaden am Nerven schon seit längerem besteht oder plötzlich aufgetreten ist. Zu den wichtigen Erkrankungen, bei welchen das EMG sehr aufschlussreich ist, gehören Lähmungsbeschwerden nach Bandscheibenvorfall, aber auch insbesondere die Muskelerkrankungen (Myopathien). Dies sind meist genetisch bedingte Erkrankungen, die relativ selten vorkommen und oft schon im Kindes- und Jugendalter festgestellt werden.